Tiefenwasser ist angezapft

OFENBURG. Tiefenwasser marsch heißt es seit gestern am Gifzisee: In einem 14-tätigen Probelauf wird das phosphorhaltige Wasser vom Seegrund in den etwa 50 Meter entfernten Flutgraben eingeleitet. "Wir wollen schauen, ob sich der Phosphorgehalt während dieser Zeit verändert", sagte Gerhard Schöler von der Stadt- und Umweltplanung. Von einer Geruchsbelästigung für die Anwohner geht der Diplom-Hydrologe nicht aus, da das Abflussrohr unter der Wasseroberfläche des Flutgrabens liegt. Bereits am Sonntagnachmittag waren zehn Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) sowie zwei Taucher am südwestlichen Teil des Gifizsees mehrere Stunden beschäftigt.

Sie legten eine schwimmende Plattform über die tiefste Stelle des Gewässers und befestigten in 18 Metern Tiefe eine Tauchpumpe, die 1500 Liter Wasser pro Minute ansaugen kann. Das Provisorium aus Holzfässern, Styroporinseln und einem dicken Schlauch soll bis zum 18. September im Wasser bleiben: "Dann bauen wir es wieder ab", so Carsten Busam, der Ortsbeauftragte des THW.

Mitarbeiter der Analytikzentrum GmbH in Bohlsbach werden alle drei Tage Proben des Seewassers entnehmen und diese in ihrem chemischen Labor untersuchen. Schöler, der sich am Montagmorgen zusammen mit Paul Klier vom Wasserwirtschaftsamt sowie Robert Schulz von der Bürgergemeinschaft Uffhofen vor Ort ein Bild machte, geht von relativ konstanten Werten aus. Derzeit beträgt der Phosphorgehalt knapp oberhalb des Seegrundes 400 Mikrogramm pro Liter. Das nachfließende Grundwasser hat eine Phosphorkonzentration von 45 Mikrogramm. "Das ist unser Zielwert", so der städtische Fachmann, der sich seit 25 Jahren um Schadstoffbeseitigung kümmert. Er geht allerdings davon aus, dass eine Verringerung des nährstoffreichen Wassers erst erreicht werden kann, wenn über Jahre hinweg das Tiefenwasser abgesaugt wird – und zwar immer in den Sommermonaten, wenn der See kühlere und wärmere Wasserschichten aufweist. Kein Provisorium wie jetzt, sondern eine professionell eingerichtete Anlage sollte dann für die Absaugung sorgen; die Abflussrohre würden dann im Erdboden versenkt sein. "Dieses Provisorium ist viel zu anfällig, als dass es längerfristig genutzt werden könnte."

Dennoch spricht Schöler von einer tollen Geschichte, dass die THW-Mitarbeiter in ihrer Bereitschaftszeit die Rohre gelegt hätten: "Wir freuen uns über dieses Engagement." Nur so sei es möglich gewesen, mit 8000 Euro auszukommen.

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Die Profianlage wird inklusive Betriebskosten auf 230 000 Euro kommen. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Summe hat der Technische Ausschuss noch kein grünes Licht für die Auftragsvergabe gegeben, obwohl die Arbeiten im Frühjahr dieses Jahres ausgeschrieben und sich eine Firma bereits gefunden hatte. Auch gab es immer wieder kritische Stimmen, die eine Effektivität der Tiefenwasserabsaugung bezweifelten.

Für Schöler besteht Handlungsbedarf. Er sieht – wie der von der Stadt mit einer Machbarkeitsstudie beauftragte Gewässerexperte Klaus-Jürgen Boos – im Abpumpen des Tiefenwasserers die einzige zweckdienliche Methode, den Phosphorgehalt langfristig zu verringern und damit der übermäßigen Algenblüte den Nährboden zu entziehen.

Vom Provisorium werde keine Belästigung die Anwohner erwartet: "Wir rechnen nicht damit, dass Schwefel gefunden wird", schließt Schöler eine Geruchsbelästigung nahezu aus. Als optimal wertet er die Einlaufstelle des Wassers in den Flutgraben: Da der Graben hier gepflastert ist, werde es keine Erosionen aufgrund des Wasserdrucks geben.

Mit dem Ergebnis des Probelaufs wird sich die Gifiz-Kommission am 12. Oktober beschäftigen. Das Gremium setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Technischen Ausschusses, des Bürgervereins Uffhofen, Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes sowie der Technischen Betriebe Offenburg. Gerhard Schöler geht davon aus, dass die Profianlage kommen wird, wenn auch in "modifizierter Form".


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